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Falcos Letztes Interview

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FALCO - wer war das eigentlich? Wir kannten das Produkt, aber nicht den Menschen Hansi Hölzel, der gegen seine Alkoholsucht kämpfte und am 6. Februar 98 in den Trümmern seines Autos starb. BUNTE druckte das letzte Interview.

Fast 20 Jahre begleiteten die Wiener Video-Produzenten Rudi Dolezal und Hannes Rossacher (DoRo) die Karriere ihres Freundes "Falco" Hansi Hölzel. In der Küche seiner Wiener Wohnung erfanden sie 1985 mit ihm zusammen seinen Nummer-1-Hit "Rock Me Amadeus" (ach ja?). Sie waren seine Weggefährten bis an die Weltspitze, blieben seine Freunde, als er ganz unten war. Drei Monate vor seinem Tod redeten die beiden mit ihm in Wien über sein Leben - ein Interview, das ein Dokument für sein Comeback mit "Out of the Dark" werden sollte und zu einer Art Vermächtnis wurde. In BUNTE redet Falco ein letztes Mal.

Falco über Alkohol:
Jeder hat ein Gift, auf das er austickt. Bei mir war es der Alkohol. Mit Alkohol war ich wie Dr Jekyll und Mr Hyde. Dabei bin ich allergisch auf Alkohol und deshalb wohl schizophren. Wenn du mit einer Sektflöte, in der Mineralwasser ist, anstößt, weiß jeder, du hast ein massives Alkoholproblem. Ich meide es nicht, überhaupt ein Glas zu trinken, nur weiß ich, was passiert, wenn ich noch drei reinschütte: Ich wechsle die Identität. Dies und das geht mir dann am Arsch. Der Typ, der da drüben sitzt. Der Typ, der neben mir sitzt aufm Barhocker, dreht mir den Rücken zu. Das soll er aber nicht, weil er mit mir reden soll. Erfahrung hilft mir nicht. Es wäre vermessen zu sagen: Einmal naß gewesen, ab sofort trocken. Es kann noch viel passieren. Ich bin ja bestenfalls in der Halbzeit. Aber Alkohol ist heute nicht mehr notwendig. Die Erkenntnis ist im Hirn passiert, nicht nur beim Psychiater. Jetzt werde ich darauf schauen, daß die Gesundheit mitspielt, und ich hoffe, daß ich nicht allzuviele Gehirnzellen vernichtet habe. Krankheit in der Seele, im Hirn, im Körper ist das Schlimmste, was mir passieren kann.

Falco über Selbstmord:
Ich war nie suizid(gefährdet). Ich war nie einer, der gesagt hat: Noch eine Flasche, und irgendwann haut’s dich eben um. Zwischen 40 und 30 ist ein Unterschied. Deswegen glaub’ ich ja, daß ich mir das jetzt nicht mehr leisten kann. Mit 40 mußt du in den Spiegel schauen, und es soll dir gefallen, was du erreicht hast. Nicht im Sinne von Geld auf dem Konto in der Schweiz, sondern wie du dich selbst verstehst.

Falco über die Frauen:
Nach drei Wochen fühle ich mich ohne Frau unwohl und nach vier Wochen mit. Das war schon immer so. Frauen sind für mich ein Fragezeichen. Ich kenne mich nicht aus bei ihnen. Ich weiß nur, daß ich sie brauche und liebe. Ich suche nur noch die Idealfrau, die ihr Leben hat. Das andere hamma schon gehabt.

Falco über Familie:
Ich habe keine Familie, mir meinem Vater verstehe ich mich nicht besonders gut. Meine einzige Familie ist meine Mutter Maria, und die ist jetzt 70 Jahre alt. Katharina war immerhin acht Jahre im Herzen meine Tochter. Wenn die Kleine einmal sagt: Da gibt’s den Hölzel in der Dominikanischen Republik, und wenn ma schon fahr’n in die Karibik, könnt’ ma eigentlich den Ex-Vater besuchen. Auf diesen Tag möchte ich gern vorbereitet sein, dann will ich nicht besoffen unter der Kokospalme liegen. Ich will nicht, daß sie sagt: Er ist genau das, was meine Mutter immer gesagt hat.

Falco über seinen Anfang:
Mein Start war 1981. Da bin ich angetreten mit einem Schmäh, der sehr erfolgreich war. Ich hab’mir die Haare naß gemacht und den gestreiften Anzug von der Company angezogen. Die erste Platte war wie jede erste Platte das Resultat aus 25 Jahren zuvor. Die ist irrsinnig aus dem Bauch gekommen und genial geglückt, wobei Genialität auch Zufall ist

Falco über Kommerz und Image:
Was man nicht verstanden hat, woraus aber mein arrogantes, präpotentes Image resultiert, ist, daß die Figur Falco eine Gegenmaßnahme gegen das Establishment war: um Gottes Willen kein Kommerz! Ja net anbiedern! Ich war der erste Anarchist im deutschsprachigen Raum. Ich bin mit 25 angetreten mit der Attitüde, mit der Frechheit, der Kaltschnäuzigkeit eines 40jährigen. Ich habe immer nur so getan, als wüßte ich, wie’s geht. Das gehört ja zum Bild Falco, ein Schlitzohr zu sein, kaltschnäuzig, sich auszukennen überall.

Falco über sein schwerstes Jahr:
1988 war das absolute Tiefpunktjahr - mit abgesagter Tour, kaputter Familie. Das erste war einmal, vier Monate wegzufahren und zurückzukommen wie ein Marathonläufer, asketisch bis zum Exzeß, und mich gleich scheiden zu lassen. Seit 1989 geht’s mir jedes Jahr besser, was sicher auch zu tun hat mit dem Wegzug aus Wien.

Falco über "Rock Me Amadeus":
Mit "Rock Me Amadeus" hatte ich einen Welthit und war vertragsfrei. Das passiert dir ja normal nie. Als mir dann eine deutsche Plattenfirma einen Fünf-Millionen-Mark-Vertrag anbot, habe ich unterschrieben. Fünf Millionen nimmt man halt, wenn man sie kriegt. Dabei hat es mir eigentlich mehr geschadet. Denn bei "Amadeus" war ich schon nicht mehr heiß, da gab’s schon Alkohol-exzesse. Mit "Amadeus" begann für mich das Ende.

Falco über eine Karriere in Amerika:
Nach Amerika zu gehen mit diesem Nummer-1-Hit wäre möglich gewesen, aber da wäre ich durch die Betten von Beverly Hills geschlafen worden und heute tot, von Kokain und Heroin und Kodein und Nikotin. Ich glaube nicht, dass daß ich eine Schwarzenegger-Karriere gemacht hätte, weil ich nicht mit so einer unglaublichen physischen Präsenz angetreten wäre. Ich glaube, daß ich voll abgestürzt wäre. Deshalb habe ich meine PR-Tour dort als touristischen Ausflug gesehen. Zurück aus Amerika, hab’ ich 87 Kilo gewogen, eine Flasche Whiskey am Tag gesoffen und war jenseits von Gut und Böse. Das kleine Kind ist in der Wohnung herumgerannt, wo ich gar net gewußt habe, was denn das für ein Marsmensch ist, was dieses Kind da in meinem Leben macht.

Falco über Geld:
Von dem, was ich 1982 mit dem "Kommissar" verdient habe, ist nix übriggeblieben, das habe ich alles durchgebracht. Ich habe mit dem "Kommissar" sechs, sieben Millionen Schilling verdient. Sieben Millionen Schilling sind in Österreich 3,5 Millionen. Man kauft eine Wohnung, eine Einrichtung, ein Auto, was zum Anziehen, eine 150-Quadratmeter-Altbauwohnung, einen Mercedes, eine Uhr - das braucht man alles, das hat man gesehen in irgendeinen Film. Und dann hab’ ich in einem schlechten Film gesehen, daß man mit 30 vernünftig wird. Und mir entkam der Satz: Ich habe Lust auf Bürgerlichkeit. Na, mehr hab’ I net braucht. Am nächsten Tag haben 450.000 Fans ihre Platten zurückgebracht - so auf die Art: Wir wollen kein Geld dafür, aber wir wollen auch nix mehr hören von ihm, jetzt ist er wirklich deppert worden.

Falco über Investitionen:
Investment - das hat bei mir so ausgeschaut, daß ich fast bankrott gegangen bin. Ich habe investiert in Sachen, die absoluter Humbug waren, in ein Penthouse um 20 Millionen Schilling. Ein Irrsinn. Meine Form des Steuersparens war: Investieren in Dinge, die man nie mehr los wird. Hirnverbrannt.

Falco über sein Leben als Künstler:
Jeder Künstler, Falco, Fendrich, Jagger, hat eine Sehnsucht zur Unmündigkeit. Jetzt hab’ ich ein Lied geschrieben, das ist der Wahnsinn. Ich habe alles gegeben, was ich habe. Um den Rest soll sich wer anderes kümmern. Seit ich Künstler bin, habe ich Angst. Was mich so fertigmacht seit zwanzig Jahren, ist, daß unser Geschäft Schall und Rauch ist. Ich beneide die Bildhauer, Maler, Schriftsteller, deren Werke man anschauen, in der Hand halten kann. Wenn bei einem Konzert der letzte Ton verklungen ist, gehen die Leute nach Hause und das war’s dann.
Falco über seine Kollegen:
Ich liebe Menschen wie Udo Jürgens, Peter Alexander, die immer großherzuig waren, die ich immer angefahren bin als Schlaferfuzzis, Großmutterlieblinge, denen ich peinlichst trivial drübergefahren bin und die mit der Erfahrung von Männern, die wissen, um was es geht, gesagt haben: Ist shon gut, tu nur, mach nur. Und: das hat er net so gemeint. Er kann ja wirklich was, nur weiß er’s selbst nicht.

Falco über sein letztes Album:
"Out of the Dark" ist autobiographisch - und auch wieder nicht. Es geht um Rauschgift, im Klartext: um Kokain. Ich schrieb den Text aus der Sicht eines Verzweifelten, von dem die Droge Besitz ergreift, ohne daß ich selbst süchtig bin.

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